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Testbericht und Erfahrungen mit dem Autocamp Family


Autocamp Family


Kurzbeschreibung

Family 160:

Schlafebene: 160cm x 200cm, optional auf 220cm verlängerbar

Abmessungen geschlossen: 160cm x130cm x 25cm

Innenhöhe 130cm, Vorzeltabmessungen 160cm x 220cm

Gewicht 50 kg

Preiskategorie: gehoben

Preis: ab 4.695 €

www.autocamp.de

www.dachzelt-shop.de


Family 190:

Schlafebene: 190cm x 200cm, optional auf 220cm verlängerbar

Abmessungen geschlossen: 190cm x130cm x 25cm

Innenhöhe 130cm, Vorzeltabmessungen 190cm x 220cm

Gewicht 55 kg

Preiskategorie: gehoben

Preis: ab 5.065 €

www.autocamp.de

www.dachzelt-shop.de

„Autocamp ist leicht erklärt: Wir bauen Autodachzelte. Und zwar die besten der Welt. Mit weniger geben wir uns nicht zufrieden.“ Mit diesen markigen Worten gehen die Dachzelte von Autocamp auf Kundenfang und deswegen wollen wir sie uns unter genau diesem Gesichtspunkt auch betrachten.

Im Detail

Ob man die Aussage des schon lange als Dachzelthersteller tätigen Unternehmens aus Bayern nun als selbstbewusst oder als arrogant einstufen möchte überlassen wir jedem lieber selbst. Fakt ist aber dass man sich dann auch daran messen lassen muss. Schauen wir uns also das große Dachzelt von Autocamp an, das ‚Family‘. Es gibt dieses Dachzelt in den Ausführungen ‚160‘ und ‚190‘, deren Bezeichnung jeweils bereits einen Hinweis auf die dargebotene Schlafbreite liefern. Beim Family 160 habt ihr eine Schlafebene von 160cm x 200cm und damit genügend Platz für beispielsweise zwei Erwachsene und ein Kind. Beim Family 190 wächst die Breite auf 190cm bei gleichbleibender Schlaflänge, somit kann man auch zu viert im Zelt schlafen, sofern die Kinder noch etwas kleiner sind. Bei Bedarf gibt es übrigens noch die Möglichkeit sowohl beim ‚160‘ wie auch beim ‚190‘ die Schlafebene auf 220cm zu verlängern, solltet ihr besonders großgewachsen sein. Beiden Zelten gemein ist das äußerst geringe Gewicht, das sich je nach benötigter Zusatzausstattung (dazu später mehr) zumeist im Bereich von nur 50-60kg abspielt, was für Zelte dieser Größenordnung eine echte Ansage ist. Vor allem wenn man bedenkt dass das Dachzelt auch noch ein integriertes Vorzelt besitzt! Mit diesem niedrigen Gewicht ist es normalerweise möglich das Zelt auch mit zwei kräftigen Personen (da ihr das Zelt nicht nur anheben, sondern hochstemmen müsst) auf das Dach eures PKWs zu montieren. Bei Bedarf könnt ihr das Zelt auch in Erstmontage bei Autocamp in der Nähe von München montieren lassen, dann wird euch auch gleich noch eine Einweisung in das Zelt gegeben. Fertig montiert freut man sich darüber dass ihr mit dem Zelt laut Hersteller durchaus zügig fahren dürft, achtet aber unbedingt darauf was euch der für euer Fahrzeug jeweils passende Grundträger als maximale Reisegeschwindigkeit vorgibt. Wer keine Lift-Abhängung in der Garage hat (siehe 'Sinnvolles Zubehör') und das Zelt nicht für jeden Trip mit Muskelkraft neu aufs Dach montieren möchte, der kann es auch längere Zeit dort belassen. Man erkauft sich damit im Alltag jedoch auch ein paar Nachteile. Je nach PKW sind dann evtl. Tiefgaragen tabu, sinkt die Höchstgeschwindigkeit während gleichzeitig Spritverbrauch und Geräuschkulisse steigen. Wir empfehlen eine dauerhafte Montage also nur bei Wenigfahrern oder Vielverreisern. Serienmäßig reist das Zelt auf eurem Dach in einer nicht ganz so schmucken Schutzhülle, ihr könnt hier aber auch ein Upgrade dazu ordern: dann reist das Zelt in einer schicken ABS-Schale, die sogar noch zusätzlich mit bis zu 50kg beladen werden darf. Das halt allerdings einen gewaltigen Preis: rund 1.500 € möchte Autocamp hierfür zusätzlich haben, zu diesem Preis bekommt man anderswo schon fast ein komplettes Dachzelt… Erfreulich hingegen ist das Raumvolumen des ‚Family‘ auch im Fahrzustand: ihr könnt das Bettzeug auch während der Fahrt im Zelt belassen, das spart Zeit, Nerven und Ladevolumen im Kofferraum.
Habt ihr den Campingplatz erreicht und seid auf eurer zugewiesenen Parzelle angekommen erlebt ihr beim Aufbau eines der ganz großen Highlights dieses Zelts: es klappt sich im Handumdrehen inklusive einer eingenähten Vorzelteinheit auf! Das dauert normalerweise keine zwei Minuten, mit dem Anbringen der Verankerungen des Vorzeltes können jedoch noch ein paar Minuten hinzukommen. Trotzdem, solch ein fixer Aufbau von Zelt und Vorzelt ist ein eindeutiger Pluspunkt des Family. Nachteil an der Sache: das Vorzelt hängt immer am Dachzelt. Ihr müsst jede Seite also erst einmal aufrollen wenn ihr nur das Dachzelt benötigt und kein Vorzelt stehen haben wollt. Dann ist euer Zeitvorteil im Gegensatz zu anderen Zelten natürlich wieder dahin. Da sich das Zelt mit den eingerollten Seiten nicht wieder gut zusammenklappen lässt müsst ihr dieses Prozedere bei jedem neuen Stellplatz erneut durchführen.

Autocamp Family


Klassiker

Fertig aufgespannt steht ihr nun vor einem Dachzelt in sehr klassischem Layout. Es ist schön, man sieht ihm aber etwas sein Entwicklungsalter an, das Design wirkt gerade im Zusammenspiel mit dem Vorzelt etwas in die Jahre gekommen. Fairerweise ist dies jedoch nur ein subjektiver Eindruck, für viele wird dieses gereifte Design im Zusammenspiel mit dem sandfarbenen Zeltstoff durchaus ansprechend sein. Der Zeltstoff besteht übrigens aus Airtex, einem aus Kunststofffasern gewebten und auf der Außenseite mit Teflon beschichtetem Stoff. So soll das Zelt gleichzeitig dauerhaft wasserdicht wie auch atmungsaktiv sein. Auf ein extra Regencover wird verzichtet, die Haupthülle muss also ausreichen. Sicherlich macht sie dabei einen guten Job und das Zeltgewebe ist auch hochwertig - trotzdem, bei diesem extrem kostspieligen Zelt sollte unserer Meinung nach eine doppelte Haut inkl. Baumwollgewebe selbstverständlich sein. Nach wie vor hat ein Baumwoll- bzw. Baumwollmischgewebe das beste Innenraumklima zu bieten. Immerhin erklärt sich so aber das extrem geringe Gewicht des Dachzelts (Baumwolle ist schwer). Wo wir bei den Materialien sind, im Vergleich zu den meisten anderen Herstellern setzt Autocamp bei der Grundplatte auf eine Holzplatte aus Bootssperrholz und nicht auf Sandwichpaneele wie beispielsweise das ‚Desert 1‘ von Horntools (zum Testbericht) oder Aluminiumwabenplatten wie bei dem ‚X-Cover‘ von ikamper (zum Testbericht). Als Nachteil haben wir dies jedoch nicht empfunden, die leichte Holzplatte erledigt ihre Aufgabe ähnlich gut wie ihre metallene Konkurrenz. Habt ihr die mitgelieferte und ausreichend stabile Aluminiumleiter an die Bodenplatte eingehängt könnt ihr den Schlafbereich erklimmen. Hier erwartet euch im Gegensatz zu fast allen anderen Herstellern ein moskitogeschütztes Innenzelt - man hat also nicht wie generell üblich die Fenster mit Netzen versehen, sondern gleich den kompletten Innenraum in ein Netz gehüllt. Das ist ein interessantes Merkmal des ‚Family‘, ehrlicherweise muss man jedoch sagen dass diese Lösung einige Nachteile mit sich bringt. So wird das Raumgefühl etwas eingeengt, die direkte Aussicht nach außen durch das helle Netz getrübt und mögliche Ablagetaschen an der Außenhaut blockiert. Eine Lösung mit Mückengittern an den jeweiligen Öffnungen wäre deutlich praktischer. Die Argumentation eines Vorteils hinsichtlich des Kondeswasserbildung können wir auch nur bedingt zulassen. Auch bei anderen Zelten kann man die Kondenswasserbildung in den Griff bekommen, wir dazu auch einen Artikel in unserem Dachzeltblog geschrieben. Die serienmäßige Kaltschaummatratze hingegen ist gut und lässt euch auch auf längeren Trips angenehm schlafen. Wem sie etwas zu hart ist, dem empfehlen wir sich eine Matratzenauflage zu besorgen. Unter 'Sinnvolles Zubehör' haben wir euch ein paar wirklich gute Kandidaten aufgeführt um weicher zu nächtigen. Auch im Family empfehlen wir sicherheitshalber ein Meshgewebe (siehe ebenfalls 'Sinnvolles Zubehör') unter der Hauptmatratze anzubringen, um es an der Unterseite kondensierender Feuchtigkeit zu ermöglichen tagsüber zu entweichen. Eine gute Lüftung ist bei allen Dachzelten ein absoluter Muss.

Leider sind die Bedürfnisse hinsichtlich Belichtung und Ausblicke im Dachzelt eher spärlich gelöst worden, vor allem wenn die optionale Hartschale mitbestellt wird. Gerade im Vergleich zur Konkurrenz taugt das Zelt somit eher zum Schlafen als auch einmal tagsüber länger darin zu verweilen, da ihr nur kleine Scharten habt aus denen ihr nach außen schauen könnt. Der helle Zeltstoff lässt zwar Licht durch, trotzdem wünscht man sich hier ein anderes Layout um die Landschaft genießen zu können oder auch im Überblick zu behalten was um das Zelt herum passiert. Nichts ist so schön wie an einem malerischen Ort zu stehen und ins Bett gekuschelt die Natur oder auch nur den Regen beobachten zu können. Das Argument der vor Blicken geschützten Privatsphäre zieht dabei nur teilweise, kann das Problem doch simpel über Stoffblenden an den Fenstern gelöst werden.

Das integrierte Vorzelt

Also ab nach unten ins Vorzelt um etwas zu sehen – hier wurden ausreichend große Fenster eingenäht um auch an Regentagen etwas von der Natur zu sehen. Sehr erfreulich bei solch einer Witterung: Das Vorzelt besitzt eine Bodenplane, die über Klettverschlüsse angebracht werden kann. Dies ist zwar nicht so hochwertig und dicht wie eine Lösung mit Reißverschluss, reicht in vielen Fällen jedoch aus. Wirklich topp gelöst ist die Möglichkeit den am Fahrzeug überhängenden Teil der Bodenplatte des Dachzeltes bei Nichtbenutzung umklappen zu können. Somit kann auch die Leiter verschwinden und ihr bekommt trotz Vorzeltanbringung unter dem Dachzelt volle Stehhöhe, auch wenn ihr mit einem niedrigen PKW reist, klasse! Die Platzverhältnisse sind jedoch trotzdem nicht gerade üppig, gerade als Familie dürfte es schnell recht eng werden. Bei schönem Wetter und nur seltener Nutzung des Vorzeltes kann der Platz jedoch ausreichen. Ebenfalls clever: das Vorzelt besitzt einen unteren Schmutzstreifen, der vor dem Einklappen abgetrennt und separat transportiert werden kann, um das Zelt eingeklappt nicht zu beschmutzen. Über die Notwendigkeit einer solchen Maßnahme lässt sich streiten, es zeigt aber dass man sich Gedanken darüber gemacht hat. 

Womit wir zum heikelsten Punkt dieses Dachzelts kommen, der Preisgestaltung des Family. Zumal ihr leider zum stolzen Grundpreis von über 5.000,- schnell noch einige Zusatzoptionen benötigt. Fahrt ihr beispielsweise einen Van oder einen anderen PKW über 1,65m Höhe, benötigt ihr sowohl eine Verlängerung für das Vorzelt wie auch für die Leiter. Folgendes Preisbeispiel soll euch dies verdeutlichen: Nehmen wir an ihr seid zu viert, habt einen kleinen SUV oder Van und möchtet das Zelt mit der Hartschale aus ABS bestellen, so addiert sich euer Gesamtpreis folgendermaßen:

Family 190: 5.065,-

Hartschale: 1.499,-

Vorzeltverlängerung: 265,-

Leiterverlängerung: 129,-

Gesamtpreis: 6.958 €

Rund 7.000 € für ein Dachzelt, auch wenn es mit Vorzelt daherkommt, sind unserer Meinung nach grenzwertig. Das Family 190 ist damit das teuerste Dachzelt das wir je getestet haben. Und in diesem Preis sind der Grundträger oder auch eine eventuelle Größenverlängerung der Liegefläche auf 220cm noch nicht berücksichtigt. Fairerweise muss man jedoch anmerken, dass Autocamp nach eigener Aussage komplett in Deutschland fertigt und nicht wie die meisten anderen Hersteller günstiger in Asien produzieren lässt. Dafür fehlt uns in dieser Preisklasse ein Baumwollanteil im Zeltstoff.

Fazit

Die selbst auserkorene Spitzenposition innerhalb der Dachzeltfamilie sehen wir nicht. Dennoch ist das Family ist ein gutes Dachzelt, das mit vielen Stärken punktet, jedoch auch einige Schwachstellen hat. Die Preisgestaltung ist sehr ambitioniert.


- Mehr Informationen zum Thema Urlaub mit dem Dachzelt auch in unserem Dachzeltblog -