Entspannte Nachtruhe?
Es ist eines der Dinge, die man vor dem Kauf eines Dachzelts nur schwer einschätzen kann - wie sehr schwankt ein Dachzelt wenn darin mehrere Personen schlafen und wird es sensiblen Menschen auf Dauer eventuell schlecht falls das Zelt schaukelt? Natürlich kann man in einem Dachzelt beispielsweise auf einer Messe oder bei einem Händler vor Ort Probeliegen, aber das ist nicht vergleichbar mit einer Übernachtung 'im Feld' auf unterschiedlichen Untergründen, mit unterschiedlichen Trägerfahrzeugen und einer steifen Brise an der Nordseeküste... Wir möchten uns selbstverständlich nicht anmaßen Aussagen zu treffen wie 'euch kann es in einem Dachzelt nicht schlecht werden' oder auch behaupten dass 'es euch auf jeden Fall übel werden wird'... Dazu ist die Störung des Gleichgewichtsgefühls eine viel zu individuelle Erfahrung. ABER, wir können zumindest von uns vieren berichten und vor allem kann ich euch meine subjektive Einschätzung geben, denn ich habe mit Abstand den sensibelsten Magen in der Familie... Ich diene somit gewissermaßen als Gradmesser :)
- In jeglicher Hinsicht wichtig: eine vollflächige Aufstandsfläche beider Leiterfüße -
Schaukelquellen und Tipps zur Minimierung
Meine individuelle Einschätzung dann weiter hinten im Text, vorab möchte ich euch einige allgemeine Hinweise und auch Tipps mit an die Hand geben wie ihr generell für eine möglichst wackelfreie Übernachtung sorgen könnt. Den objektiven, universell vorzufindenden Grad des Wackelns und Schwankens eines Dachzeltes anzugeben ist schwer möglich, dafür gibt es zu viele Variablen die darauf einwirken. Zum einen spielt die Aufbauart eine Rolle. Dachzelte die komplett auf dem Auto liegen wie beispielsweise ein Maggiolina können etwas mehr zu schaukeln wie Dachzelte die sich aufklappen und eine Seite über eine Leiter auf dem Boden tragend abstützen. Exemplarisch hierfür sind z.B. das Skycamp von iKamper oder das Desert 1 von Horntools. Bei diesen Dachzelten ruht eine Hälfte größtenteils auf dem Autodach, die andere Hälfte vor allem auf der Aufstiegsleiter, die gleichzeitig als Stütze fungiert. Diese 'Stütze' ist damit nicht schwingend gelagert, sondern stützt sich ohne Federung am Boden ab, ist deswegen also etwas steifer. Die andere Hälfte liegt auf dem Autodach und kommt deswegen auch in den 'Genuss' der Federung des Fahrzeugs. Da die Bodenplatten miteinander verbunden sind ist der Unterschied der Seitenwahl in ein und demselben Zelt jedoch zumeist nicht immens, aber trotzdem von sensiblen Menschen evtl. spürbar. In einem nur auf dem Autodach sich abstützenden Dachzelt kann es also etwas mehr schwanken, da dieses über den Dachträger fix mit dem Fahrzeug verbunden ist und somit direkt die Federung des PKW zu spüren bekommt. Da die Federung viel tiefer als das Dachzelt liegt sind die Federausschläge im Dachzelt durchaus etwas stärker zu spüren als im Auto sitzend. Hat man dabei ein Auto mit sehr weicher Federung und langen Federwegen, so spürt man dies im Dachzelt mehr als auf einem hart gefederten Gefährt. Tipp: wenn es euch sehr leicht schlecht wird kann es Sinn machen sich bei ausklappenden Dachzelten eher auf die Seite mit der fixen Abstützung, also in der Nähe der Leiter zu legen. Das hat auch den psychologischen Vorteil am Eingang zu liegen, im Falle eines Falles also schneller draußen zu sein. Diese Gewissheit genügt bei manchen Personen schon damit es ihnen nicht schlecht wird. Ein weiterer Tipp betrifft die Leiter: sorgt immer dafür dass diese vollflächig mit beiden(!) Beinen auf dem Boden aufsteht. Ist auf einer Seite Spiel unter dem Fuß, wird man das definitiv mit einem Schaukeln bei jeder Bewegung im Dachzelt merken. Ich war anfangs selbst erstaunt wieviel dies ausmacht.
Der nächste Punkt auf den ihr vordergründig keinen Einfluss habt ist das Wetter. Windet es sehr stark, so werdet ihr das auch im Dachzelt merken. Ihr könnt den Wind zwar nicht abstellen, ihr könnt euch aber oftmals an eine windstillere Stelle hinstellen. Bei sensiblen Magen solltet ihr also an windigen Tagen eher dem Wind abgewandte Stellplätze aufsuchen. Große, seitlich recht plane Fahrzeuge wie beispielsweise ein VW Bus bieten dem Wind ansonsten auch neben dem Dachzelt selber eine große Angriffsfläche und ihr bekommt jede Schaukelbewegung des Autos 1:1 ins Dachzelt übertragen. Positioniert euch also möglichst windschlüpfrig und habt dafür nicht nur das Zelt, sondern das komplette Gespann inkl. Fahrzeug im Blick. Ein weiterer Punkt mit dem ihr das Schwanken bei starkem Wind minimieren könnt ist die Angriffsfläche des Zelts weiter einzuschränken. Es kann also durchaus Sinn machen Ausstelldächer über den Fenstern an der Angriffsseite des Windes vorübergehend abzubauen, also die entsprechenden Ausstellstangen wegzunehmen. Eine weitere 'Schwankungsquelle' im Fahrzeug sind natürlich die Insassen. Nahezu bei jedem Dachzelt merkt ihr es wenn sich Familienmitglieder z.B. im Schlaf umdrehen. Die meisten Menschen werden dies dabei nicht als besonders störend empfinden, wenn es euch aber leicht schlecht wird solltet ihr vielleicht euren Partner kurz darauf anzusprechen nicht ganz so viel durch die Gegend zu robben... Ich sage bewusst Partner, also Erwachsener, denn der Grad der Schaukelbewegungen korreliert eindeutig mit dem Gewicht. Bei Erwachsenen wankt es also kurz mehr als wie wenn sich ein Kind umdreht.
Klingt mitunter ziemlich schaukelig, wie schlimm ist denn nun wirklich?
Ganz im Ernst, ich bin ziemlich sensibel gegenüber Schaukelbewegungen, im Gegensatz zum Rest der Familie - mir wird es sofort auf Schiffen schlecht, in Achterbahnen übel und ich merke leichte Wankbewegungen selbst im Aufzug... Und dennoch, mir ist im Dachzelt noch nie übel geworden! Ja, es kann kurzfristig einmal wanken wenn sich jemand im Zelt umdreht. Diese Schwingung ist aber schnell vorbei und wird mit den oben aufgeführten Vorsichtsmaßnahmen auf ein Minimum reduziert. Ich kann deswegen natürlich für niemanden generell sprechen, wohl aber annehmen dass die meisten Personen ähnlich wie wir keinerlei Probleme mit Übelkeit im Dachzelt haben werden. Eine Ausnahme hierfür stellt stürmischer, böiger Wind dar, der direkt auf Auto und Dachzelt einwirkt. Hier hilft bei schwankungsempfindlichen Personen eventuell nur in den sauren Apfel zu beißen (bei Übelkeit bitte nicht wortwörtlich nehmen) und das Fahrzeug an eine ruhige Stelle umzuparken.